Die meisten Menschen haben Angst vor Feedback – entweder es zu geben oder zu bekommen. Doch was wäre, wenn Feedback nicht trennt, sondern verbindet? Das war der Fokus der MOMENTUM Session mit Stefan Ulrich.
Stefan ist Unternehmensberater bei undconsorten und begleitet seit vielen Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Teams in Veränderungsprozessen. Sein Spezialgebiet: Kulturwandel, Feedbackkultur und Führung mit Sinn.
In dieser Session hat er seine Erfahrungen, Modelle und persönlichen Learnings geteilt – und uns alle angesteckt mit seiner Begeisterung für eine neue Art, Feedback zu leben.
Feedback ist Führung. Elegant, kraftvoll, klar.
Stefan begann mit einer simplen, aber kraftvollen Wahrheit: Feedback ist die eleganteste Form von Führung. Keine Methode, kein System – sondern ein gelebter Stil. Ein Zugang, der Klarheit schafft, Vertrauen stärkt und Entwicklung erst möglich macht.
Dafür braucht es ein Klima der Sicherheit. Denn nur wer sich sicher fühlt, ist bereit, sich ehrlich zu zeigen – und damit zu wachsen.
Feedback, das wirkt: Das 5:1-Prinzip
Eine der einprägsamsten Erkenntnisse des Abends war das sogenannte „Losada Ratio“ (ein Konzept aus der Positiven Psychologie), das ideale Verhältnis von positiven zu kritischen Aussagen: 5:1. Studien zeigen, dass ein Feedback erst ab fünf positiven Rückmeldungen pro kritischer Aussage als neutral wahrgenommen wird und erst ab der sechsten positiven Botschaft entsteht ein echtes Gefühl von Wertschätzung.
Stefan erinnerte daran, dass kritisches Feedback wichtig bleibt. Aber: Nur wer auch stärkt, darf auch fordern.
Radical Candor – Feedback mit Herz und Klarheit
Ein zentrales Modell, das Stefan vorgestellt hat, ist „Radical Candor“ (Entwickelt von Kim Scott). Es beschreibt die Balance zwischen persönlicher Fürsorge und direkter Herausforderung. Wer Feedback gibt, soll zeigen: „Ich sehe dich, ich bin an deinem Wachstum interessiert – und ich spreche aus, was dich weiterbringt.“
Dabei geht es nicht um Härte, sondern um Ehrlichkeit mit Respekt. Wer nur fordert, aber keine Beziehung pflegt, wird schnell als übergriffig erlebt. Wer nur nett ist, aber Konflikte vermeidet, wird zur stillen Bremse. Radical Candor gelingt dort, wo beides zusammenkommt: Mut und Menschlichkeit.

So gibst du Feedback, das ankommt
Stefan stellte ein klares und praxistaugliches WWW-Modell für wirksames Feedback vor:
Wahrnehmen: Was ist dir konkret aufgefallen? (nicht bewerten)
Wirkung beschreiben: Wie wirkt es auf dich oder andere?
Zuhören: Was sagt dein Gegenüber dazu?
Bitte oder Impuls äußern: Was wünschst du dir konkret?
„Mir ist aufgefallen, dass du beim Meeting gestern mehrfach aufs Handy geschaut hast. Ich hatte den Eindruck, dass das andere irritiert hat. Wie hast du es erlebt?“
Beispiel

Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit
Ein intensiver Moment der Session war der Bezug zu Viktor Frankl und Stephen Covey: Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum – und genau diesen Raum gilt es zu nutzen, wenn wir Feedback erhalten oder geben.
Lucia Hauser ergänzte aus ihrer Paarberatungspraxis, wie wertvoll es sei, sich in diesem Raum bewusst Zeit zu nehmen, um sich nicht sofort zu verteidigen oder zu rechtfertigen.
Gerade im Moment einer Konfrontation entscheidet sich, ob wir impulsiv oder weise, verletzend oder aufbauend reagieren. Das braucht Übung – aber es ist lernbar. Und es lohnt sich, denn dieser Raum ist der Schlüssel für echte Begegnung – ob im Team oder in der Partnerschaft.
Kulturelle Unterschiede und Vorbilder
Spannend war auch der Blick auf die kulturellen Unterschiede in Sachen Feedback. Gonzalo sprach über die spanische Höflichkeit, Matthias über japanische Direktheit, und Torsten über bayerisches Understatement.
Fazit: Es gibt keine Einheitslösung. Feedback braucht Fingerspitzengefühl – und ein echtes Interesse am Menschen.
Feedback braucht Zeit, eine gute Atmosphäre und vor allem: Vorbilder. Denn echte Feedbackkultur beginnt immer oben. Wer Verantwortung trägt, darf nicht nur führen – sondern muss auch zuhören können.
Feedback darf nicht zwischen Tür und Angel passieren.
Stefan Ulrich
Was du mitnehmen kannst
- Überprüfe dein eigenes Feedback-Verhalten: Stärkst du mehr, als du forderst?
- Nutze das 4-Schritte-Modell, um dein Feedback klar und wertschätzend zu formulieren.
- Reflektiere: Was war das beste Feedback, das du je bekommen hast – und warum?
Du willst nicht nur mehr wissen, sondern wirklich wachsen?
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